Azubi gesucht: Maschinenbau statt Bürojob – Nachwuchs gesucht | Nordkurier.de

2022-08-08 09:35:28 By : Ms. Joy Ren

Metallteile in vielerlei Formen und Größen lagern auf Paletten. Die Demminer Maschinenbau Technik GmbH produziert für größere Kunden nach deren Vorgaben Teile und auch komplette Baugruppen. In den insgesamt 5700 Quadratmeter großen Werkhallen an der Woldeforster Straße wird an einer Vielzahl unterschiedlicher Werkzeugmaschinen gearbeitet.

Das Unternehmen, 1991 gegründet und einer der wenigen Industriebetriebe in der Region, ist „durch Höhen und Tiefen gegangen“, berichtet Betriebsleiter Gerd Schultz. Es ist nicht nur ein Komponentenhersteller, sondern es verfügt auch über umfassendes Know-how im Bereich Sondermaschinen- und Anlagenbau. „Damit sind wir imstande, Probleme unserer Kunden zu lösen“, erläutert der Betriebsleiter. Die Anlagen, die dabei entstehen, sind häufig Unikate.

Oftmals ist es das Ziel von Kunden, monotone Handarbeit abzulösen. So wurden bei der Fertigung von Kabeln für die Automobilindustrie bislang Kabelschuhe von Hand mit einer Bohrung versehen, sagt Schultz: „Diesen Arbeitsschritt wollte ein Kunde automatisieren. Und dafür haben wir eine Lösung entwickelt. Sieben Maschinen sind bereits geliefert, eine wird noch folgen.“

Ein Standbein hat das Unternehmen im Bereich der Wehrtechnik. Das sei wichtig, denn diese Kunden kaufen überwiegend in Deutschland ein, erläutert Schultz. Ein zweiter wichtiger Bereich ist der Schienenfahrzeugbau. Das sei allerdings nicht unproblematisch, denn dort zähle vor allem der Preis. Wie schwierig die Situation werden kann, zeigt die Tatsache, dass das Unternehmen im Juli 2007 Insolvenz anmelden musste.

DMT wurde dann zum 1. November 2007 aus der Insolvenz herausgekauft und gehört seitdem zur Mittelstands-Gruppe Wilms mit Sitz in Menden im Sauerland. Das Firmenkonglomerat von Johann Erich Wilms umfasst deutschlandweit 62 Firmen mit ungefähr 8000 Beschäftigten. Globalisierung und Fachkräftemangel haben in Demmin dennoch weiter Spuren hinterlassen, stellt Schultz fest: „Damals hatten wir 122 Mitarbeiter, heute sind wir noch 70.“

Das Durchschnittsalter der Belegschaft liegt bei 49 Jahren. Deshalb bemüht sich das Unternehmen sehr darum, junge Leute als Berufsnachwuchs zu gewinnen. Ausgebildet wird in den vier Berufen Zerspanungsmechaniker, Werkzeugmechaniker, Konstruktionsmechaniker Fachrichtung Schweißen und Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik (Industrielackierer).

„Diese Berufe stellen sehr unterschiedliche Anforderungen“, erläutert Ausbildungsleiter Steffen Kisser. „Deshalb raten wir interessierten Jugendlichen, zunächst zu einem Praktikum in den Betrieb zu kommen und sich auszuprobieren. Denn dabei können sie typische Aufgaben kennenlernen und prüfen, ob ihnen die Arbeit liegt. Und wir erleben die jungen Leute im betrieblichen Umfeld und können sie bei der Auswahl des passenden Berufes beraten.“

Bei DMT sind noch Lehrstellen frei, sagt Schultz: „Wir haben in diesem Jahr erst einen Ausbildungsvertrag unterschrieben.“ Wer kurzfristig noch an den Start gehen möchte, der solle schnellstens eine E-Mail schicken: persönliche Daten, kurzer Lebenslauf, Zeugnis. Und die Anforderungen an Interessenten? Gut wäre es, meint der Betriebsleiter, „wenn Bewerber in Mathematik, Physik und Deutsch zumindest eine Drei auf dem Zeugnis stehen haben“, denn das wäre eine gute Grundlage für die theoretische Ausbildung in der Berufsschule. „Doch wir bemühen uns auch um Azubis, die nicht die besten Voraussetzungen mitbringen“, betont Ausbildungsleiter Steffen Kisser.

DMT ist in Sachen Ausbildung sehr engagiert. So wurde in einer der Werkhallen eigens für die Jugendlichen eine Lehrwerkstatt eingerichtet. Dort kann jeder in seinem Tempo das üben, was der Beruf verlangt. Wobei Feile und Handsäge nur noch ganz am Rande eine Rolle spielen, wie Kisser verrät. Und die Azubis stehen auch nicht nur an der Maschine. Denn der Computer wird immer wichtiger. „Wer sich gern damit beschäftigt, vielleicht sogar schon einmal programmiert hat, der kann diese Leidenschaft bei uns ausleben“, sagt der Ausbildungsleiter. „Das Handwerkliche kommt dann dazu.“

Das Unternehmen pflegt zudem einen engen Kontakt zu den Berufsschulen. Sie befinden sich für die Zerspanungs- und Werkzeugmechaniker in Schwerin, für Konstruktionsmechaniker in Neustrelitz, und für die angehenden Industrielackierer in Fürstenwalde. „Das Lernen fällt nicht allen Jugendlichen leicht“, weiß Gerd Schultz. „Deshalb bieten wir den jungen Leuten bei Schwierigkeiten im schulischen Bereich jegliche Unterstützung – aber der Azubi muss natürlich zu uns kommen und uns sagen, dass er Probleme hat.“

Für leistungsstarke Absolventen wiederum bietet DMT eine breite Palette an Aufstiegsmöglichkeiten, berichtet Kisser. Die „Perle“ unter den Ausbildungsberufen sei der Werkzeugmechaniker: „Die werden anschließend Arbeitsvorbereiter, Techniker und Ingenieure.“ Es gebe derzeit mehrere Azubis, die gleich nach der Ausbildung zur Technikerschule wechseln. „Das freut uns sehr, denn wir wollen die Fachkräfte ersetzen, die in Rente gehen“, sagt Betriebsleiter Schultz. „Deshalb geben wir auch Quereinsteigern immer die Möglichkeit, ihren Platz im Betrieb zu finden.“

Nic Webersik aus Samtens hat sich für den Beruf des Konstruktionsmechanikers entschieden. Jetzt ist er Azubi im zweiten Lehrjahr bei der Metallbau Rügen GmbH, die ebenfalls zur Wilms-Gruppe gehört. In Demmin erlernt er das Arbeiten an CNC-Maschinen. Aus einem Stück Rundstab produziert er Arretierstifte – „drehen, bohren, fräsen“, erläutert er. „Anhand der technischen Zeichnung habe ich das Programm für die Maschine selbst geschrieben.“ Jetzt kontrolliert er mit dem Messschieber das Werkstück. Auch der Ausbilder ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Ich wollte keinen Bürojob machen“, sagt Nic Webersik. „An dieser Arbeit habe ich Freude.“ Sein Ziel? „Erst einmal die Ausbildung schaffen, und dann in der Firma anfangen.“

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